Samstag, 6. Mai 2006

1.500.000.000.000


Anderthalb Billionen ist eine Menge, deren umfassende Würdigung sich unseren beschränkten Sinnen entzieht. Wir können sie nur annähernd verstehen, indem wir Hilfskonstrukte zu Rate ziehen – wie etwa dieses: Stellen wir uns vor, wir flögen mit einem Raumschiff durch die kosmische Leere und plötzlich tauchen vor uns 750 Planeten auf. All diese Planeten sehen so aus wie unsere Erde.
Auf jeder Erde leben 6,5 Milliarden Menschen. Wir wissen alle, dass allein diese Zahl unsere Vorstellungskraft überfordert. Nehmen wir einmal an, drei hintereinander stehende Menschen benötigen rund einen Meter Platz. Dann ergeben sechseinhalb Milliarden Menschen eng hintereinandergestellt eine Schlange von rund 2 Milliarden Metern – das sind 2 Millionen Kilometer. Von der Erde bis zum Mond sind es rund 380.000 Kilometer. Mit anderen Worten: Alle Menschen der Erde ergeben eine Schlange, die mehr als fünfmal so lang ist wie die Entfernung Erde-Mond.
Nun liegt im All vor uns nicht nur eine Erde, sondern gleich siebenhundertundfünfzig! Alle Bewohner zusammen bilden nun eine Schlange von 1500 Millionen Kilometern – 1.500.000.000! Das ist über den Daumen gepeilt viermal die Strecke von der Erde zur Sonne. Und vor allem: Es sind 1,5 Billionen Meter.
Wie waren wir darauf eigentlich gekommen? Ach ja – die Staatsschulden: Anderthalb Billionen Euro und steigend. Wenn man einen Moment darüber nachdenkt, kann ein kurzes Schwindelgefühl aufkommen. Aber ist die Lage wirklich so ernst und unlösbar?
Nein, nicht unbedingt. Dazu vergleichen wir erneut einige Zahlen, und dieses Mal geht es viel schneller: Anderthalb Billionen Euro geteilt durch die Anzahl der Bundesbürger ergibt rund 18.200 Euro pro Kopf. Das hört sich nicht mehr ganz so schlimm an und entspricht ungefähr dem Neupreis eines Mittelklasseautos. Nun stellt sich die Frage: Was tun? Die Zinsen, die wir alle für diese Schulden zahlen, sind enorm (bei 4% sind es 60 Milliarden pro Jahr). Aber sind diese Zahlungen nötig?
Was wäre denn, wenn jeder von uns, sagen wir mal, 45.000 Euro an Geldvermögen hätte? Würden Sie dann lieber die Zinsen bedienen (vom Schulden tilgen reden wir gar nicht!) oder vielleicht aus Ihrem Vermögen die Schulden komplett begleichen und sich somit die Zinsen sparen?
Meine Lösung kenne ich: Ich zahle ungern Zinsen. Nun werden Sie denken: Schön und gut, was er da schreibt, aber ich habe keine 45.000 Euro. Nun, das mag sein, aber eine Studie des Bankenverbandes hat beispielsweise für das Jahr 2002 ergeben, dass das durchschnittliche Geldvermögen in Deutschland bei eben diesen 45.000 Euro lag. Kommt Ihnen da eine Idee? Mir auch.
Nun kann man natürlich kurz darüber nachdenken, dass 18.200 Euro eine schöne Stange Geld ist und dass man die lieber behalten würde, als sie ins Staatssäckel zu zahlen. Das stimmt nur auf den ersten Blick. Denn wenn man dies tut, braucht der Staat die Zinsen nicht mehr zu bedienen und kann die Steuern beträchtlich senken. Da sind die 18.200 Euro schneller wieder auf den Konten, als man "Staatsverschuldung" sagen kann.

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© Julius Moll

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