Teamwork
Als wieder getrennt werden soll, was nicht zusammengehört, nämlich Daimler und Chrysler, kommt es in einschlägiger B-Klasse-Presse zu intelligenten Schlagzeilen wie "Auto-Ehe vor der Scheidung".
Verdrängen wir mal den irritierenden Gedanken, Auto-Ehe wäre womöglich nicht die Kurzform von Automobilkonzern-Zusammenschluss unter Menschenehe-ähnlichen Bedingungen, sondern die Kurzform von automatischer Eheschließung, beispielsweise immer nach Vollendung des achtzehnten Lebensjahrs. Verdrängen wir also diesen Gedanken. Ziehen wir lieber den interessanten Schluss, dass eine Auto-Ehe etwas ist, wobei sich nach der Hochzeit alles ums Auto dreht. Und zu diesem Thema fällt mir ein junges Paar ein, das vor einigen Jahren in einer Fernsehreportage vorkam. Er redete kein Wort, aber sie gab bereitwillig Auskunft, auch zu der Frage, was sie an ihrer Ehe denn besonders schätze.
"Wir machen so viele Dinge gemeinsam."
"Zum Beispiel?"
"Na ja, am Samstag putzt Kalle sein Auto, während ich auf der Rückbank sitze und stricke."
Das ist ja praktisch! Beide gehen ihren Hobbys nach und sind sich doch so nah. Und wenn sie dann nach dem Autowaschen/Stricken nach Hause kommen, gucken sie wahrscheinlich zusammen Fußball, während sie kocht. Abends dann trinken sie gemeinsam ein, zwei Bierchen, während sie putzt.
Man sollte dringend versuchen, diesen Burschen noch mal ausfindig zu machen. Offenbar kennt er einen grundlegenden Trick, den ich nicht kenne. Und man will ja schließlich vermeiden, dass einen die Hektik des Alltags auffrisst. Indem man beispielsweise in der Nachmittagssonne gemeinsam auf der Parkbank sitzt, während sie einkaufen geht.
---
© Julius Moll